2/28/2017

Das dunkle Herz des Waldes - Naomi Novik

Kurzbeschreibung

Agnieszka liebt das Tal, in dem sie lebt: das beschauliche Dorf und den silbern glänzenden Fluss. Doch jenseits des Flusses liegt der Dunkle Wald, ein Hort böser Macht, der seine Schatten auf das Dorf wirft. Einzig der »Drache«, ein Zauberer, kann diese Macht unter Kontrolle halten. Allerdings fordert er einen hohen Preis für seine Hilfe: Alle zehn Jahre wird ein junges Mädchen ausgewählt, das ihm bis zur nächsten Wahl dienen muss – ein Schicksal, das beinahe so schrecklich scheint wie dem bösen Wald zum Opfer zu fallen. Der Zeitpunkt der Wahl naht und alle wissen, wen der Drache aussuchen wird: Agnieszkas beste Freundin Kasia, die schön ist, anmutig, tapfer – alles, was Agnieszka nicht ist. Niemand kann ihre Freundin retten. Doch die Angst um Kasia ist unbegründet. Denn als der Drache kommt, wählt er nicht Kasia, sondern Agnieszka.

Fazit

Das dunkle Herz des Waldes ist ein Buch der ganz besonderen Art, denn es herrscht Magie im Lande. Das schlimmste Übel geht allerdings vom dunklen Wald aus, der im Tag wuchert, in dem auch Agnieszka lebt, doch die Menschen kennen den Wald und seine Tücken. Wer Abstand hält, kommt zumeist gut davon, doch sobald der dunkle Wald seine Wesen ausspuckt oder gar jemanden in seine Tiefen zieht, stehen die Talbewohner dem ganzen hilflos gegenüber. Der einzige, der das Übel zurück zu halten vermag ist der Drache - ein Magier, der im Turm bei den Dörfern lebt und sein bestes tut den Wald in Schach zu halten und ihn an seiner Ausbreitung zu hindern. Wozu der Magier allerdings alle zehn Jahre eines der jungen Tal-Mädchen zu sich holt ist den Bewohnern unverständlich. Und so nimmt Agnieszkas Schicksal ihren Lauf ...

Ich bin unglaublich begeistert von diesem wortgewandten Schreibstil der Autorin, denn es ist ein ganz eigenes Erlebnis sich in diese Welt hinein zu lesen. Naomi Novik begeistert mich abwechslungsreicher Sprache, die sowohl ein gewisses sprachliches Niveau birgt, als auch zugleich unglaublich gut lesbar daher kommt. Die Seiten fliegen und lassen den Leser immer weiter in das Leben von Agnieszka eintauchen. Die Idee von Magie ist natürlich nicht neu, aber dennoch anders als alles bekannte. Die Geschichte kommt nämlich zunächst recht ruhig daher und doch steckt in den Zeilen eine Einzigartige Detailtreue. Wirklich gut fand ich, dass hier für die Magie Sprüche verwandt werden, auch wenn ich sie manchmal nicht recht aussprechen konnte, aber was soll's. Zugleich hat die Zauberei mehrere Arten auf die sie sich zeigen kann, diese kristallisieren sich aber erst im laufe der Zeit heraus und geben dem ganzen einen zusätzlichen Pepp.

Die beinahe märchenhafte Stimmung der Magie im Gegensatz zur Grausamkeit dieses geheimnisvollen, dunklen Waldes macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Doch wer an Märchen denkt, denkt an Liebesgeschichten, jedoch darf man hier nicht allzu große Herzenssprünge erwarten. Ein wenig Sehnsucht zu Anfang, ein paar Eingeständnisse mittendrin und zum Ende sogar ein Leidenschaftlicher Moment, aber niemals direkte Liebesschwüre und Kitsch. Wer eine solche Geschichte will, sollte ein anderes Buch lesen.

Es gibt viele positive Aspekte in dieser Geschichte, beispielsweise das schlüssige, positive Ende und die späte Auflösung des Namens vom Drachen und der dadurch entstehende Aura des mysteriösen. Das konnte vor allem mein Interesse weiter steigern, weil ich einfach absolut neugierig bin und die Bezeichnung für eine Person ist immer etwas anderes, als tatsächlich den Namen zu kennen. Andererseits waren die typischen Rollen der beiden nach einer Weile ein wenig nervig. Der Drache als der undurchschaubare, griesgrämige Mann, der nach Perfektion sterbt und die immer tollpatschige Agnieszka. Die Figuren entwickeln sich sehr langsam und auch erst sehr spät - sie schlüpfen einfach nicht aus ihren Rollen.

Ein paar negative Punkte gibt es leider auch: Die Rolle von Kasia, als beste Freundin kann ich leider nicht komplett nachvollziehen, weil ich die Verbindung zwischen ihr und Agnieszka nicht sehe. Es wird genannt, aber man kann es zwischen den Zeilen nicht so recht fühlen. Die zwei sind für mich von Anfang bis Ende einfach zwei Mädchen aus dem selben Dorf. Außerdem gibt es in der Geschichte ein paar Längen in der zweiten Hälfte des Buches. Die Szenen im Schloss waren leider unglaublich langweilig, langwierig und es geschieht wahnsinnig wenig. Zumal Agnieszka ohne den Drachen gar nicht so interessant wirkt. Die besten Szenen für mich waren die gemeinsamen. Auch das Ende entsprach nicht ganz meinen Vorstellungen. Ich will nicht zu viel sagen, aber es war einfach so unglaublich schnell und einfach vorbei. Mir gefiel das gar nicht, es wirkte viel mehr so, als dass schnell ein Ende gesucht werden müsste, da die Geschichte ja irgendwann auch mal beendet werden müsste.

Das dunkle Herz des Waldes ist eine unglaubliche Geschichte über Magie und Verwurzelung, mit den sanftesten Tönen einer Annäherung zweier unterschiedlichster Menschen und der Kampf gegen den unbekannten, finsteren Wald und seine Geheimnisse.

4/5 Sterne


Informationen zur Reihe
Autor: Naomi Novik
Verlag: cbj
Gebundene Ausgabe: 576 Seiten
Preis: 17,99 €
Ebook: 13,99 €

4 Kommentare:

  1. Hallo!

    Sehr interessant deine Rezension. Ich habe über dieses Buch bis jetzt nur Begeisterung und viel Lob gehört. Als ich mich entschieden habe es auf meine WuLi zu setzten gab es leider die englischsprachige HC Ausgabe nicht mehr zu einem moderaten Preis, weshalb ich mich jetzt weigere die dt. oder TB Ausgabe zu kaufen. Aber egal, ich bin froh mal was negatives zum Buch zu lesen. Vielen Dank für die ehrliche Rezi!

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    1. Hallo Twineety,

      ich habe auch so viel unglaublich gutes über das Buch gehört, dass ich es dann lesen wollte. Ehrlicherweise kann ich all die überschwänglichen Rezis schon verstehen, es gab für mich nur auch Minuspunkte. :) Das positive überwiegt also, wie man sieht.

      Liebe Grüße,
      Sarah

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  2. Hey :)
    Schöne und ausführliche Rezi hast du da geschrieben. Das Buch interessiert mich schon etwas länder, doch leider habe ich es noch nicht gelesen, obwohl ich schon so viel gutes davon gehört habe.
    LG Melie :)
    http://melanies-buecherwelt.blogspot.co.at/

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  3. Liebe Sarah,

    Das dunkle Herz des Waldes war mein Monats-Highlight im Januar :-) Mir hat das Buch unglaublich gut gefallen. Doch jetzt, wo du es sagst, sehe ich einen Punkt so wie du. Die Protagonistin ist tatsächlich ohne den Drachen nur halb so interessant.

    Liebe Grüße
    Nadine

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