Ein Mädchen ohne Stimme.
Ein König in Ketten.
Ein Königreich, das kurz vor dem alles entscheidenden Krieg steht ...
Lark ist fünf Jahre alt, als ihre Mutter vor ihren Augen hingerichtet wird. Ihre letzten Worte sind "Still, Tochter. Bleib am Leben.", womit sie Lark sowohl die Fähigkeit nimmt, zu sprechen, als auch die Möglichkeit, ihre Magie einzusetzen - eine Todsünde im abergläubischen Jeru. Dreizehn Jahre verbringt das Mädchen daraufhin am Hof ihres Vaters, der sich für sie schämt und sie wie einen Vogel im goldenen Käfig hält. Lark wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich frei zu sein. Da bittet König Tiras von Jeru ihren Vater um Unterstützung im bevorstehenden Krieg. Um sicherzugehen, dass dieser sich an die Abmachung hält, nimmt der König Lark als Geisel mit in sein Schloss. Zunächst fürchtet sich Lark vor Tiras. Doch sie merkt schnell, dass er der Einzige ist, der sie auch ohne ihre Stimme verstehen kann.
Fazit
Endlich. Endlich gibt es wieder eine solide, unterhaltsame, wundervolle Fantasy-Geschichte bei LYX. Ich habe lange darauf gewartet und nachdem bei der LoveLetter Convention 2017 dieses Buch vorgestellt wurde, war ich gleich Feuer und Flamme, denn Fantasy ist in diesem Verlags-Label wirklich rar geworden.
Den ersten Abschnitt habe ich also regelrecht verschlungen, anders kann man es nicht sagen, dann gab es einige schwächen im Mittelteil und ein rasantes, spannendes Ende. Es ist also nicht nur alles gold was auf diesem wundervollen Cover glänzt, denn es beinhaltet die ein oder andere Macke. Aber wer will schon immer nur perfekte Bücher ...
Lark kam mir zuerst etwas naiv vor. Dass sie einfach und ohne viel Gegenwehr über ihr Leben bestimmen lässt und dann auch noch meint sie habe es verdient, war doch reichlich konfus. Aber wenn man bedenkt, was sie daheim für ein „Leben“ hatte, ist diese neue Situation in die sie gerät doch wohl der pure Luxus, denn sie begleitet den König in seine Burg. Ich mag vor allem Larks Art über Worte zu denken und wie all dies von der Autorin beschrieben wird. Da steckt schon einiges an Wortmalerei in der Geschichte, etwas Wortpoesie. Vor allem zu Beginn des ganzen, wenn der Lese Lark und ihre Welt kennen lernt. Ich würde es sogar ein bisschen mit der Art von Tahereh Mafi vergleichen, wobei „Bird & Sword“ doch einfacher zu lesen ist als „Ich fürchte mich nicht“ von besagter anderen Autorin. Da wird jedoch keinen Abklatsch einer anderen Autorin wollen, ist dies vollkommen in Ordnung und annehmbar und ein recht leichter Schreibstil hat noch niemandem geschadet.
König Tiras wusste ich lange nicht genau einzuschätzen, weil ich doch von Anfang an glaubte seine "Geheimnisse" zu kennen. Und, dass er total auf Lark steht ist auch irgendwie offensichtlich. Welcher König würde sonst einer Frau so viel Geduld, Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Sein Charakter macht während der Geschichte jedoch eine unheimliche Entwicklung durch, wobei er doch eines nicht verliert: Sein Selbstbewusstsein. Er ist nicht der tiefgründigste Charakter und wird es wohl auch niemals werden, dennoch mochte ich die Passagen mit ihm und Lark besonders, da sie eine gewisse Wärme ausstrahlten.
Schwieriger zu durchschauen ist in der gesamten Geschichte wohl Leiter der Leibgarde des Königs: Kjell. Schön und gut, dass er scheinbar der beste Freund des Königs ist, aber er macht sich bei mir zunächst unglaublich unbeliebt mit seinem ständigen, muffeligen Dasein. Muss er denn immer so schlechte Laune haben? Muss das sein? Andererseits ist vielleicht gerade diese Undurchschaubarkeit das, was ihn andererseits irgendwie interessant macht. Ich meine: Wer weiß schon, was er denkt? Er kann Lark nicht leiden und ist Tiras ergeben, der wiederum vollends auf Larks Seite steht. Hach. Das riecht schier nach ein wenig Tragik.
Der Werdegang der Geschichte ist überraschenderweise eine wirkliche Talfahrt. So gefiel mir der erste Teil des Buches außerordentlich gut, aufgrund von Larks Gedankenspielen und Unsicherheiten und dem mutigem Durchsetzen ihrer Meinung. Die Anbahnung von Zuneigung und die Szenen mit ihrem Freund und Helfer Boojohni. Jedoch passiert dann plötzlich in der Mitte der Geschichte so viel auf einmal, ganz ohne Substanz. Als ob die Autorin unbedingt die Geschichte an eine bestimmte stelle bringen muss um wieder zu spannenden Dingen zu kommen. Das ist ja auch in Ordnung, aber nicht so wie es hier passiert ist. Mir kam es vor wie eine Auflistung von Geschehnissen, eine durchrattern von Fakten und darlegen der Tatsachen, ohne viel drum herum. Lark macht dies. Der König tut das. Während Kjell weiter herum muffelt. Zack: Monate später. Und den Sprung den die Geschichte hier auf einmal macht reißt den Leser erst einmal vollkommen raus. Das gefiel mir leider überhaupt nicht. Dass dies zum Ende hin wieder viel besser wurde und auch spannende, rasante Züge von seiten des Königs und von Seiten seiner Feinde gemacht wurde, ist einfach nur eine Erleichterung. Denn "Bird & Sword" hat es verdient ein gutes Ende zu nehmen.
Besonders gefallen haben mir die kleinen Kniffe, die zu Beginn eingebaut wurden und schlussendlich doch essenziell wichtig für das Ende waren. Und auch der Epilog, welcher sich wiederum auf den Prolog bezog, rundet diese wundervolle Fantasy-Geschichte gut ab. Wer also Lust hat von einem König im Krieg mit unbeschreiblichen Kreaturen zu lesen und wie er zu seiner Lark findet und wie Lark zu ihrer Stimme findet und dabei die Welt der begabten Menschen rettet, der sollte sich zumindest einen Blick in dieses strahlende Buch gönnen.
4/5 Sternen
Informationen zum Buch
Autor: Amy Harmon
Verlag: LYX
Ebook: 400 Seiten
Preis: 15,00 €
Informationen zur Reihe
1. Bird & Sword
2. Queen & Blood